Auf einmal ist alles anders!
Erfahrungsbericht einer Lehrerin in Zeiten der Schulschließung

Was kommt da alles auf mich zu? Ich bin Antonia Stegemann. Seit 18 Jahren unterrichte ich die Fächer Sozialwirtschaft und VWL an der SABEL Fachoberschule und BSK und Wirtschaftsgeographie an der SABEL Wirtschaftsschule. Ja, ich bin für die „Kleinen“ und für die „Großen“ da.

Aber seit Corona ist alles anders. Für mich war der PC ein Gerät, an dem ich meine Arbeitsblätter entworfen, die Schulaufgaben und die „Exen“ gestaltet habe. Abgesehen von der Recherche, die ich nicht nur für den Unterricht, sondern auch für meine „Reise“-Leidenschaft betreibe. Und das war’s auch schon. Aber seit geraumer Zeit ist doch tatsächlich dieser PC das wichtigste Instrument geworden, um mit meinen Schülern und Kollegen in Kontakt zu kommen.

Jetzt unterrichte ich online – per Videokonferenz über diverse Plattformen. In der 8. und 10. Klasse an der Wirtschaftsschule genauso wie in der 11. und 12. Klasse an der FOS. Und es funktioniert! Erstaunlicherweise sehr gut. Natürlich gibt es immer wieder mal technische Probleme, wie „das Internet ist nicht stabil“ oder „das Mikro funktioniert nicht“. Doch Hilfe kommt prompt. Egal ob von der Schulleitung oder von den PC-Experten aus dem Kollegium.

Online Schooling

Und welch Überraschung! Wie im echten Unterricht bekomme ich doch tatsächlich so einiges in meinem digitalen „Klassenzimmer“ mit: „Wer hat verschlafen?“, „Wer hat die Aufgabe nicht bearbeitet?“, „Wer isst nebenbei?“, „Wer kichert denn hier?“, „Wie? Das Buch liegt nicht auf dem Schreibtisch?“.

Lehrerkonferenzen werden jetzt online abgehalten. Diese Woche haben wir mehrmals konferiert. Wichtigster Punkt: Wie werden wir zukünftig die Hygienemaßnahmen für die Abschlussklassen umsetzen? Wer ruft die Eltern an, um sie zu informieren: Die Schulsozialarbeit oder der Lehrer? Oder schreibt man doch besser eine E-Mail? Gestern wurde die Video-Konferenz dafür genutzt, um den Abiturschülern schon mal vorab das Hygiene-Procedere für die kommende Zeit zu erklären.

Ja, es ist eine etwas andere Zeit und ich bin trotzdem begeistert. In meiner 8. Klasse sind wir richtig gut vorangekommen. Wir hinken im Stoff nicht hinterher. Nächste Woche starten wir mit „Buchführung“. Das ist eh schon eine Herausforderung – auch ohne Corona! Die Schule muss ja irgendwie weitergehen auch bei den FOSlern, die stets ungeduldig auf meine Einladung zur Videokonferenz warten.

Und es klappt perfekt! Zum Glück erhielt ja jeder unserer Schüler rechtzeitig eine eigene Schul-Mail-Adresse. Mit der kann er risikolos arbeiten. Und noch vor der Schulschließung wurde allen die wichtigsten Programme, mit denen sie in den nächsten Wochen arbeiten werden, vorgestellt.

Und doch! Ich vermisse meine Schüler sehr! Das Klassenzimmer, unser Lernort, wo wir Spaß haben, Schulaufgaben schreiben, fleißig lernen und üben – all das fehlt mir!

Ja und morgen? Da werden wir wieder alle die Kamera am PC einschalten, damit wir uns wiedersehen. Da gibt es dann keinen „bad hair day“! Und die 12te – unsere Abschlussklasse, die sehe ich bald live – allerdings auf 1,5 Meter Abstand. Welch seltsame Zeiten!

Antonia Stegemann