Im Rahmen eines Projektes in der FOS 11 as mit dem Thema: „Lebenswirklichkeit in der DDR und BRD“ im Fach Geschichte konnten wir Vera Brückner, Regisseurin, Produzentin und Kamerafrau, zu uns einladen.
Vera Brückner hat mit ihrem Film „Sorry Genosse“, der auf der Berlinale 2022 seine Uraufführung feierte und der für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2023 nominiert wurde, einige Facetten zur Lebenswirklichkeit in den 70er Jahren in Ost-und Westdeutschland aufgegriffen. In dem Film geht es um eine tatsächlich stattgefundene Liebesgeschichte zwischen West und Ost. Karl-Heinz, ein junger Student aus Frankfurt, verliebt sich in die Medizinstudentin Hedi, die in Ostdeutschland lebt. Weil der Eiserne Vorhang die beiden trennt, entschließt sich Karl Heinz, zu ihr in die DDR überzusiedeln. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, da die DDR ihn zunächst als Spitzel im Westen missbrauchen will. So entwickelt Karl-Heinz einen Plan, um Hedi die Flucht in den Westen zu ermöglichen.
Im Vorfeld hat die Klasse sich mit dem Film und seinen Inhalten beschäftigt und sich anhand verschiedener Fragestellungen auf den Besuch der Regisseurin im Unterricht vorbereitet.
Schließlich besuchte uns Vera Brückner am 28.04.2023.
Vera Brückner, welche in München an der Filmhochschule studiert und schon mehrere Filme gedreht hat, schilderte zunächst, wie sie überhaupt auf die Idee für diesen Film, der bei der Berlinale am 09.02.2023 Filmpremiere hatte, gekommen sei. Sie habe eine Einladung zu einem Osteressen erhalten, bei dem sie die Geschichte von der gelungenen Flucht Hedis gehört habe. Diese Geschichte fand sie sehr spannend und bot den Anlass für weitere Recherchen. Da sie auch Karl-Heinz und Hedi kannte, reifte der Plan, aus dieser Geschichte einen Dokumentarfilm mit dem Hauch eines Spielfilms zu entwickeln. Eine tragende Rolle in dem Film spielten somit die beiden Liebenden, die immer wieder im Film die Geschehnisse um die Flucht berichten und auch kommentieren. Da die Dreharbeiten während der Corona-Pandemie stattfinden mussten, gab es immer wieder große Verzögerungen im Zeitmanagement. So musste zum Beispiel eine Reise zu Drehorten in Rumänien abgesagt werden, was alle Planungen über den Haufen warf. Insgesamt beliefen sich die Produktionskosten für diesen Film auf ca. 100 000 Euro, wobei weder die Darsteller noch das Filmteam eine Gage bekommen haben.
Unterstützt wurde der Film auch durch die Filmhochschule und den Bayrischen Rundfunk, welche die technische Ausstattung wie Kameras usw. zur Verfügung stellten.
Als Zielgruppe für den Film nannte Vera Brückner die Generation der Zeitzeugen, aber auch junge Leute, welche mehr über die Zeit des gespaltenen Deutschlands erfahren möchten.
Im weiteren Verlauf des Besuchs konnten auch Fragen zu den eingesetzten gestalterischen Mitteln geklärt werden. So wird in einer Szene ein Tennisspiel zwischen Hedi und Karl-Heinz gezeigt, welches symbolhaft das Hin und Her in der Kommunikation zwischen den beiden Liebenden aufgreifen soll. Die Kommunikation der beiden verlief ja über Briefe, die zu einem Teil von der Stasi abgefangen und nicht weitergeleitet wurden. Insgesamt sind an die 400 Briefe verfasst worden. Bei der Darstellung der Flucht bediente sich Vera Brückner einerseits bewusst gesetzter Spannungsmomente, andererseits filmischen Originalmaterials, um den ganz alltäglichen Irrsinn des Lebens in den Zeiten des Kalten Kriegs zu veranschaulichen.
Derzeit beschäftigt sich Vera Brückner mit einem neuen Projekt, in dem sie das Leben einer Münchner Band dokumentieren will. Die Band übrigens, welche einen Teil der Filmmusik zu „Sorry Genosse“ beisteuerte.
Abschließend kann dieses Projekt als eine interessante Bereicherung für den Geschichtsunterricht an der Fachoberschule bezeichnet werden, weil bestimmte Unterrichtsinhalte den Schülerinnen und Schülern in ihrer konkreten Auswirkung auf das Alltagsleben sehr anschaulich vor Augen geführt wurden.
Unser Dank gilt besonders Vera Brückner, die sich die Zeit genommen hat, uns zu besuchen. Es war spannend, welche Einblicke sie uns in die Entstehungsgeschichte des Films und in die Filmbranche allgemein gewährte.
Ilya Ravinskiy und Fynn Neubauer
Tobias Pirron und Gertrud Denzer