Den Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse der SABEL Realschule wurde von Ihrer Lehrerin Frau Jüde im Deutsch-Unterricht folgende Aufgabe gestellt: Verfasst eine Reportage (alle gelernten Merkmale sollten erkennbar sein) zum Thema “Ein Tag an der SABEL Schule”.
Bitte lesen Sie selbst, wie talentiert unsere Schüler schreiben:

Ein typischer Tag in der SABEL Realschule
von Jakob Mühlberger, 9a

Wie wahrscheinlich ist es, dass alle Klassenkameraden um acht Uhr im Klassenzimmer sind? Naja, die Wahrscheinlichkeit ist wohl relativ niedrig, viele haben echt lange Schulwege, denn die SABEL Schule in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs hat ein großes Einzugsgebiet.

Ich behalte Recht: Als unser Mathelehrer Herr Votsos um Punkt acht den Raum betritt, fehlen ein paar. Die jedoch kurz darauf auch eintrudeln – Bahnprobleme. Wir machen mit dem Thema „Wahrscheinlichkeit – Daten und Zufall“ weiter. Hmmm, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich pünktlich komme oder im Lotto gewinne oder dieses Mathethema verstehe? „Ist doch eigentlich ganz einfach“, sagt Herr Votsos. Na gut, Herr Votsos muss es ja wissen, schließlich ist er Fachgruppenleiter Mathematik. Doch wir müssten es eigentlich auch wissen, schließlich sind wir im Mathezweig 9. Klasse.

„Mathematik ist die Königin der Wissenschaften“, sagte schon Carl Friedrich Gauß, der früher auf dem 10-DM-Schein zu sehen war und noch viel früher die Normalverteilung entdeckt hatte. Der Graph der Normalverteilung zeigt, wie die Daten um den Mittelwert verteilt sind. Das Ergebnis ist eine Glockenkurve. Also kommt auf jeden, der etwas nicht versteht, jemand, der den Durchblick hat, aber die meisten kapieren es wahrscheinlich so mittel. Oder habe ich das falsch verstanden?

Nach dieser Doppelstunde haben wir eine kleine Pause, in der ich mich mit einigen Leuten aus meiner und der Parallelklasse unterhalte. Wir stehen auf dem Pausenhof, vor dem Graffiti, das wir selbst gesprayt haben, die Stimmung ist relaxed, man hört kaum den Verkehr, der über die nahe Schwanthaler Straße braust.

Nach der Pause geht es direkt mit Chemie bei Frau Schlittenbauer weiter. Wir lernen viel über Kohlenstoffverbindungen. Auf der Erde gäbe es übrigens kein Leben ohne Kohlenstoff. Wie wahrscheinlich ist es, im Weltraum weitere Lebensformen zu finden? Ist da draußen jemand? Ist alles nur Zufall? Der Weltraum, genauer: „Asteroide, Meteorite und Kometen“, das war unser Thema in Physik bei Herrn Stempfle. Mein Banknachbar Linus und ich haben einen 4minütigen Infofilm hierzu gemacht, wir haben uns das Script überlegt, selber aufgenommen und nachbearbeitet. „So macht Lernen Spaß“, sage ich zu meinem Freund Linus. Wenn Meteore in der Atmosphäre verglühen, werden sie übrigens zu Sternschnuppen. Wie wahrscheinlich ist es, dass Dein Wunsch bei einer Sternschnuppe in Erfüllung geht?

Apropos Sterne: In Religion sprechen wir heute über Astrologie. Unser Lehrer Herr Dr. Glonner bringt uns eine Studie mit, über die wir diskutieren. Laut dieser Studie glaubt mehr als die Hälfte der Personen, die Naturwissenschaften studiert haben, an Okkultes und mehr als 20 Prozent an Astrologie. Ich kann mir das nicht vorstellen. Andererseits: Ich habe gerade mal mein Sternzeichen – aha, ich bin Krebs – und dann mein Tageshoroskop gegoogelt: „Am Abend hast du dir aber eine schöpferische Pause verdient. Du hast tagsüber genug geleistet und kannst jetzt mit einem guten Gefühl auf deine Erfolge blicken.“

Hey, bingo. Da überlege ich mir, doch an Astrologie zu glauben. „Tagsüber genug geleistet“ – die Horoskop-Ersteller scheinen zu wissen, wie es Schülerinnen und Schülern geht. Immerhin
haben wir meistens bis 16 Uhr Schule. Und dann noch der lange Schulweg, na, darüber habe ich ja schon berichtet.
Viel Freizeit bleibt da nicht mehr. Aber ich will nicht klagen, denn eigentlich find ich Ganztagsschule gut. So sehe ich jeden Tag lange meine Freunde, erlebe in der SABEL viel Interessantes. Und wenn ich nach Hause komme, bin ich wirklich fertig, habe keine Hausaufgaben auf, schreibe höchstens diese Reportage.
Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass ich jetzt eine „schöpferische Pause“ mache?